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Geschichte der Turnerschaft Germania
"Man muss die Menschen wieder als Menschen erziehen, den Jünglingen die Welt lang, weit und unendlich frei zeigen. Man darf sie nicht sogleich auf einen bestimmten Zweck hinweisen, der das Leben einengt." Dieses Zitat aus dem Jahre 1907 zeigt ein Menschenbild, das schon die Gründer der Turnerschaft Germania inspirierte und das bis zum heutigen Tage Leitprinzip der "Germanen" ist.
Am 1. Mai 1877 als Akademischer Turnverein gegründet, lautete der Wahlspruch und damit das Grundprinzip des jungen Bundes "Mens sana in corpore sano". Der ATV Germania führte vom ersten Couleursemester an die Farben des Deutschen Reiches - schwarz-weiß-rot - und verschrieb sich dem von Turnvater Jahn geprägten Leitspruch: "Frisch, fromm, froh, frei".
Im Wintersemester 1882/83 wurde die Bestimmungsmensur eingeführt, wobei das studentische Turnen jedoch weiterhin im Vordergrund der Aktivitäten stand. Nach Auflösung des Kartellverbandes focht man im VC, dessen Mitgliedsbünde 1897 den Namen "Turnerschaft" annahmen. 1902 erwarb die Turnerschaft Germania das Haus Quantiusstraße Nr.18 in Bonn. Die Aktivitas und die Altherrenschaft unterlagen gleichermaßen dem nationalen Gedanken des Kaiserreiches und so nahm man selbstverständlich an den nationalen Festlichkeiten wie den traditionellen Fackelzügen anlässlich des Geburtstages des Kaisers teil. Wichtig waren auch das Korporationswetturnen, welches "Germania" regelmäßig siegreich bestritt, sowie verschiedene Paukverhältnisse, u.a. mit der Norddeutschen Verbindung.
Die von 1877 bis 1914 hindurch ziemlich ungestört verlaufene Geschichte der Germania wird nach 75 Semestern ..."jäh unterbrochen durch den furchtbaren Krieg, ein gewaltiges Erleben, dem gegenüber alle Leiden und Freuden, alle Erlebnisse der vielen Studentengenerationen wie nichtige Kleinigkeiten erschienen".
Das Verbot des Waffentragens während der französischen Rheinlandbesetzung nach dem 1. Weltkrieg zwang die Aktivitas, ihren Paukbetrieb nach Münster zu verlegen. Ab 1921 war in Bonn das Waffen- und Farbentragen wieder möglich. An den heftigen politischen Streitigkeiten der folgenden Jahre beteiligte sich die Germania nur wenig.
Als nach der nationalsozialistischen Machtergreifung im Zuge der Gleichschaltung für die Verbindungen nur die beiden Optionen NS-Bund oder Auflösung bestanden, wählte die Turnerschaft Germania den Weg der Vertagung; das Haus wurde verkauft.
Am 1. Mai 1950 erfolgte die Wiedergründung. Man gehörte dem Coburger Convent (CC) an und bezog das Haus Argelanderstraße Nr. 22. Ab Mitte der 60iger Jahre empfand die Aktivitas die Pflichtmensur als einen von oben auferlegten Zwang, der nicht mehr zeitgemäß war. Die Konsequenz war der Austritt aus dem CC und die Konstituierung des "Marburger Kreises" - heute Marburger Konvent - zusammen mit 12 anderen Turnerschaften am 6. November 1971. Ziel: Der Dachverband sollte keinerlei Einfluss auf die Beschlüsse der einzelnen Bünde haben. Die Pflichtmensur als Verbandsprinzip wurde abgeschafft und die Bünde entschieden sich für das fakultative Fechten.
Fortan steht das Sportprinzip noch stärker im Fokus der Turnerschaft Germania. Jeder Aktive Bundesbruder muss mindestens einmal das Deutsche Sportabzeichen ablegen. Höhepunkt des Verbandslebens ist das jährliche MK-Pfingsttreffen in Hann. Münden, inklusive Leichtathletik-Sportfest und Fußball-Turnier.